Solarmodule auf dem Wohnmobil: Darauf müssen Sie achten

Im Wohnmobil reisen Sie mit dem Zuhause auf Rädern. Für Strom abseits von Campingplätzen sorgen Solarmodule auf dem Dach. Was Sie über Planung und Kosten so einer mobilen Solaranlage wissen müssen

Mit dem eigenen Camper reisen und jeden Tag an einem anderen Ort aufwachen – das ist für viele Menschen der Inbegriff von Freiheit oder zumindest von Urlaub. Doch die Energieversorgung an Bord stößt außerhalb von Campingplätzen an ihre Grenzen.

Eine Solaranlage auf dem Camper verwandelt das Fortbewegungsmittel aber in ein mobiles Kraftwerk. Wann und wo lohnen sich Solarmodule für Camper überhaupt und worauf kommt es bei der Anschaffung an? Das erfahren Sie hier.

Photovoltaik für Camper: Das Wichtigste in Kürze

  • Nutzen: Mit Solarkraft auf dem Wohnmobil machen Sie sich unabhängig von externen Stromquellen und produzieren Ihren Strom selbst. Stromautarkie ist über mehrere Tage hinweg realisierbar.
  • Bestandteile: Ein solches System besteht typischerweise aus Solarmodulen, einem Laderegler und einer Batterie.
  • Größe: Die Größe der Anlage ergibt sich aus dem Verbrauch. Listen Sie Ihre Verbraucher auf und berechnen Sie die benötigten Wattstunden, um Ihren Tagesbedarf zu ermitteln. Die Anlage sollte nicht nur den Tagesbedarf produzieren, sondern ein Vielfaches. So können Sie auch Ihre Solarbatterie aufladen und Schlechtwetterphasen überbrücken.
  • Kosten: Die Kosten orientieren sich an der Größe der Solaranlage und bewegen sich laut ADAC im Schnitt um die 1.000 Euro für eine vollständige Lösung.
  • Alternative: Eine Powerstation (“Solargenerator”) vereint Batterie, Stromanschlüsse und Regler in einem kompakten Gerät, das Sie mit den Modulen verbinden müssen. Dadurch entfällt die umständliche Verkabelung in Eigenregie.

Bestandteile einer PV-Anlage für den Camper

Eine Solaranlage funktioniert auf dem Wohnmobil ähnlich wie auf dem Dach. Um den Camper mit einer Solaranlage auszustatten, sind folgende Komponenten notwendig:

  • Solarmodule: Es gibt verschiedene Arten von Solarmodulen für Wohnmobile: von Solarplatten aus Glas über flexible Module bis hin zu faltbaren Solarmodulen.
  • Solarbatterie: Eine Batterie speichert die produzierte Energie und macht sie für den späteren Gebrauch verfügbar. So nutzen Sie den selbst produzierten Strom, auch wenn die Sonne längst untergegangen ist. Es empfiehlt sich eine Lithium-Ionen-Batterie, etwa Lithium-Eisenphosphat (LiFePO4), die als leistungsfähig und robust gilt.
  • Solarregler: Der Solarregler als Schnittstelle zwischen Batterie und Modulen ist für die optimale Ladung der Batterie essenziell. Der Laderegler steuert den Energiefluss zwischen den Solarmodulen und dem Speicher. Er schützt die Batterie vor Überladung und gewährleistet einen sicheren sowie effizienten Ladevorgang.
  • Solarkabel: Spezielle Kabel sind notwendig, um die Solarmodule mit dem Laderegler und die Speicherbatterie zu verbinden. Diese Kabel müssen für den Außenbereich geeignet und in der Lage sein, die erzeugte Energie effizient zu transportieren. Für einen geringeren Spannungsverlust empfiehlt der ADAC kurze Leitungen und Kabel mit großem Querschnitt, die sind allerdings teurer und schwerer.
  • Montagematerialien: Dazu gehören unter anderem Kleber für die Befestigung der Module auf dem Dach des Campers und Dachdurchführungen, die eine wasserdichte Führung der Kabel ins Innere des Fahrzeugs ermöglichen.

Zusätzlich können Sie einen Wechselrichter anschließen. Dieser wandelt die Energie von der 12-Volt-Spannung in 230 Volt, um Haushaltsgeräte zu betreiben. Das ADAC-Magazin PinCamp empfiehlt, die Montage von einer Fachkraft durchführen zu lassen. Auch zusätzliche Messtechnik zur Überwachung der Anlage lässt sich ergänzen.

Solarmodule auf dem Wohnmobil montieren

Die Kollegen von AUTO BILD haben bereits ausprobiert, wie man eine Solaranlage auf dem Wohnmobil montiert. So sind sie Schritt für Schritt vorgegangen:

  1. Montagevorbereitung: Trennen Sie vor Beginn der Installation die Batterie, um Kurzschlüsse zu vermeiden. Machen Sie Platz in Ihrem Wohnmobil, um komfortabel arbeiten zu können.
  2. Platz für den Ladebooster finden: Dort, wo die Bordelektronik wohnt, findet der Lade-Booster seinen Platz. An ihm lässt sich gegebenenfalls einstellen, welcher Batterietyp angeschlossen werden soll.
  3. Platz für die Kabel machen: Die Kabel verbinden Solarmodule und Laderegler. AUTO BILD demontierte dafür die Seitenverkleidungen.
  4. Solarmodul vorbereiten: Das Solarmodul wird mit Halteprofilen verschraubt. Wichtig: Windfest muss das Ganze sein. Dann werden die Kabel ans Modul angeklemmt.
  5. Montage des Solarmoduls: Nun wird die Bohrung für die Kabeldurchführung auf dem Dach gesetzt. Mit Kleber oder Schraubverbinder wird das Solarmodul anschließend montiert. Die Kabeldurchführung bekommt noch eine Abdeckung.
  6. Mess-Shunt und Batteriecomputer: Wer die Solarladung genau im Blick haben möchte, montiert einen Mess-Shunt am Akku und schließt einen Batterie-Computer an.

Mobile Solaranlage: Powerstation statt selbst verkabeln

Die Solaranlage auf dem Dach Ihres Wohnmobils bietet Flexibilität und Komfort, setzt aber eine relativ komplizierte Verkabelung mit potenziellen Fehlerquellen voraus. Eine Alternative ist eine Powerstation, die als All-in-One-System eine Lithium-Batterie mit Wechselrichter und Stromanschlüssen und häufig einen Laderegler in einem einzigen, kompakten Gerät vereinen.

Eine Powerstation ist im Grunde eine tragbare Lithium-Batterie in einem stabilen Gehäuse, ausgestattet mit einem Wechselrichter und Stromausgängen für Geräte.

Welche Solarmodule eignen sich fürs Wohnmobil?

Das Herzstück der Anlage bilden die Solarmodule, die das Sonnenlicht aufnehmen und die Voraussetzungen für die Umwandlung in elektrische Energie schaffen. Händler empfehlen, ausschließlich Module zu wählen, die für die Anwendung auf Wohnmobilen geeignet sind. Denn die Lötstellen, Rahmen und Zellverbinder müssen den Vibrationen dauerhaft standhalten.

  • Monokristalline Solarmodule sind verbreitet. Sie bieten eine hohe Ertragsleistung im Verhältnis zur Fläche. Es gibt sie mit Rahmen oder als flexible Module.
  • Polykristalline Solarmodule sind günstiger, benötigen aber mehr Platz, um dieselbe Strommenge wie ihre monokristallinen Alternativen zu erzeugen. Sie kommen mit Rahmen.
  • Sogenannte CIS-Module bieten auch im Schatten eine gute Leistung, sind größer und teurer als monokristalline Module. Sie kommen mit Rahmen.

Was für einen Akku nehme ich für die mobile Solaranlage?

Die Sonne richtet sich nicht nach unserem Strombedarf und scheint nicht immer dann am hellsten, wenn wir am meisten Strom benötigen. Da im Wohnmobil eine Einspeisung ins Netz nicht infrage kommt, ist ein Solarakku notwendig, um den produzierten Strom für den späteren Verbrauch zu speichern. Empfehlenswert sind Lithium-Akkus (LiFePO4). Diese sind zwar in der Anschaffung teurer als beispielsweise Blei-Säure-Akkus, bieten jedoch langfristig Vorteile in Bezug auf Leistung, Effizienz und Gewichtsersparnis.

Wie groß sollte eine Solaranlage fürs Wohnmobil sein?

Damit Ihre Solaranlage auf dem Wohnmobil ausreichend Strom produziert, müssen Module, Regler und Batterien aufeinander und auf Ihren Verbrauch abgestimmt sein. Die Größe Ihrer Anlage planen Sie daher in folgenden Schritten:

  1. Bedarf ermitteln: Ermitteln Sie im ersten Schritt den ungefähren Stromverbrauch, indem Sie die Verbraucher mit Leistung in Watt und Verbrauchsdauer auflisten. Seien Sie gründlich und berücksichtigen auch Kleinverbraucher, die scheinbar nur wenig Strom verbrauchen. Indem Sie Leistung und Nutzungsdauer multiplizieren, erhalten Sie die Anzahl der nötigen Wattstunden. Für größere Flexibilität rechnen Sie einen Puffer auf den ermittelten Wert.
  2. Batteriegröße bestimmen: Mit diesen Daten können Sie nun die Batteriegröße berechnen. Die entscheidende Frage: Wie lange wollen Sie mit Ihrem Wohnmobil autark sein? Im Beispiel liegt der tägliche Verbrauch bei 510 Wh. Die Beziehung zwischen Wh, Ah und Spannung (V) wird durch folgende Gleichung ausgedrückt: Wh = Ah x V. Bei einer Spannung von 12 Volt bietet Ihnen eine Lithium-Batterie mit einer Gesamtladungsmenge von 150 Ah eine Stromautarkie von knapp drei Tagen.
  3. Solarmodule auswählen: Auch die Solarmodule müssen insgesamt so groß und effizient sein, dass sie die benötigte Energie produzieren können. Allerdings hängt der tatsächlich erzielte Ertrag nicht nur von der Nennleistung und der Anzahl der Solarmodule ab, sondern auch von Dachausrichtung, Neigungswinkel und Sonnenstrahlung. Nutzen Sie daher einen Solaranlagen-Rechner, um die Nennleistung Ihrer Anlage einschätzen zu können. Als Faustregel empfiehlt der ADAC mindestens 200 Watt für zwei Personen und mindestens 400 Watt für vier Personen. Es kommt aber darauf an, ob man plant, mehrere Tage autark zu leben und auch bei wechselhaftem Wetter eine mehrtägige Versorgung benötigt.

Was ist bei der Montage einer Wohnmobil-Solaranlage zu beachten?

Eine Solaranlage ist eine komplexe technische Anlage und erfordert gute Planung und eine gewissenhafte Ausführung. Daher sollten Sie folgende Tipps bei der Montage Ihrer Solaranlage auf dem Camper berücksichtigen:

  • Umsichtige Planung: Eine sorgfältige Planung ist das A und O. Bevor Sie mit der Installation beginnen, sollten Sie den Energiebedarf genau ermitteln und entsprechend die Kapazität Ihrer Solaranlage ausrichten. Eine genaue Bedarfsanalyse hilft dabei, Über- oder Unterkapazitäten zu vermeiden und sorgt für eine effiziente Nutzung der Solarenergie.
  • Leitungen skizzieren und Leitungen ausreichend dimensionieren: Erstellen Sie einen detaillierten Plan für die Verkabelung Ihrer Solaranlage. Dies umfasst sowohl die Länge als auch den Querschnitt der Kabel, um Energieverluste zu minimieren und die Sicherheit zu maximieren.
  • Ordnung schaffen: Eine übersichtliche Anordnung der Komponenten erleichtert Wartung und eventuelle Fehlersuche. Nutzen Sie Kabelkanäle und Halterungen, um Kabel und Anschlüsse ordentlich zu verlegen und zu sichern.
  • Vorgehen dokumentieren: Halten Sie alle Schritte Ihrer Installation fest. Eine detaillierte Dokumentation erleichtert spätere Erweiterungen oder die Fehlersuche bei Problemen.
  • Hochwertige Komponenten verwenden: Investieren Sie in qualitativ hochwertige Solarmodule, Batterien und Wechselrichter. Hochwertige Komponenten sind nicht nur langlebiger, sondern bieten auch eine höhere Effizienz und Zuverlässigkeit.
  • Elektrik vom Profi prüfen lassen: Auch wenn Sie die Installation selbst vornehmen, lassen Sie die elektrische Anlage von einem Fachmann überprüfen.
  • Gewicht im Blick behalten: Solarmodule und Batterien erhöhen das Gewicht Ihres Campers. Achten Sie darauf, das zulässige Gesamtgewicht nicht zu überschreiten und die Last gleichmäßig zu verteilen, um die Fahrsicherheit zu gewährleisten.
  • Montageart prüfen: Die Art der Montage beeinflusst sowohl die Effizienz als auch die Haltbarkeit Ihrer Solaranlage. Wählen Sie eine Montagelösung, die eine optimale Sonneneinstrahlung ermöglicht und gleichzeitig den aerodynamischen Eigenschaften Ihres Campers Rechnung trägt.